Markus Hörwick war 35 Jahre lang als Pressesprecher und Medienchef des Rekordmeisters tätig. Er erläuterte wie es der Verein in dieser Zeit schaffte, ganz nach oben zu kommen und vor allem auch ständig an der Spitze zu bleiben. Er begleitete Trainer wie Udo Lattek, Ottmar Hitzfeld und Pep Guardiola sowie prägende Persönlichkeiten wie Uli Hoeneß, Lothar Matthäus oder Franz Beckenbauer. Hörwick erlebte hautnah, wie in der Säbener Straße Teams geformt, Krisen gemeistert und Erfolge gemeinsam gefeiert wurden.
In seinem Vortrag plauderte der renommierte Mediendirektor aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen. Er beschrieb, wie sich die Führungskultur beim FC Bayern über die Jahre entwickelte und welche Lehren daraus für Führungskräfte in der Wirtschaft gezogen werden können. Besonders eindrücklich schilderte er die Herausforderungen an die jeweiligen Trainer, aus einer Mannschaft voller Individualisten ein erfolgreiches Team zu formen. „Wir hatten nicht immer die besten Spieler, aber meistens das beste Team“, betonte Hörwick und erklärte, wie entscheidend der Anteil des Trainers und einer Führungskraft dabei ist.
Besonders beeindruckt zeigte er sich von drei Übungsleitern, die auf sehr unterschiedliche Weise erfolgreich waren. Ottmar Hitzfeld ist für Hörwick bis heute der beste Trainer, der die perfekte Balance zwischen Menschlichkeit und fußballerischen Wissen fand. Louis van Gaal, der dem Verein eine klare Struktur und Disziplin vorlebte, hatte ebenso bedeutenden Einfluss auf die Geschehnisse an der Säbener Straße, auch wenn dieser anfangs von der Presse regelrecht für seinen neuen Weg zerrissen wurde. Pep Guardiola war für Hörwick der genialste Trainer, der seiner Zeit schon damals weit voraus war und im Laufe der Jahre immer empathischer wurde.
Führungskräfte in einem Betrieb und Trainer im Fußball haben dabei vieles gemeinsam, verdeutlichte der erfahrene Referent anhand vieler Beispiele. Topleistungen gilt es bei der täglichen Arbeit mit Menschlichkeit und Empathie zu verbinden. Als Tipp für die Praxis empfahl er regelmäßig „Fünf-Minuten-Gespräche“ mit seinen Mitarbeitern zu führen. Ausführlich ging er dabei auch auf die 12 Führungsregeln ein, die Ottmar Hitzfeld einmal aufgestellt hatte. Es gibt zudem in einem Team im Betrieb wie auf auch dem Platz immer Leader, Teamplayer und Individualisten, so Hörwick weiter, die es zu einer Einheit zu formen gilt nach dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.
Zudem müssen Führungskräfte täglich Erfolge und Niederlagen wahrnehmen und diese auch sauber kommunizieren. Er warnte dabei vor Erfolgs-Arroganz oder zeigte auf wie der FC Bayern durch bittere Niederlagen wie ein verlorenes Champions-League-Finale zu neuen Höchstleistungen auflief. Der erfahrene Referent gab den aufmerksamen Zuhörern (man hätte eine Stecknadel fallen hören können während Vortrags) immer wieder auch konkrete Ratschläge aus seiner langjährigen täglichen Praxis mit auf dem Weg.
Der wichtigste Rat heutzutage in Zeiten knapper Mitarbeiter-Ressourcen ist es Empathie zu zeigen, betonte Hörwick. „Einfühlungsvermögen ist die Basis für jegliches Vertrauen und Zusammenarbeit“. Aber auch klare Hierarchien sind nötig, die klare Rollen und Verantwortlichkeiten definieren. Markus Hörwick zeigte sich dabei als kein großer Freund von sogenannten „flacher Hierarchien“. Beim Thema von Fehleranalysen und Feedback ging er auf die Wichtigkeit von der Selbst-, der Team- und der Fremdreflexion ein. Der Feedbackgeber ist dein bester Freund und ein Turbo für positive Entwicklungen, so der Redner.
Bei der Kommunikation ist das persönliche Gespräch unersetzlich. Er mahnte davor, dass man in jedem Fall nicht „nicht kommunizieren“ kann. Man wird immer irgendwie von seinem Gegenüber wahr genommen, ob man das Gespräch jetzt sucht oder nicht, ob sie gut gekleidet in die Arbeit kommen oder in der Jogginghose, gab der Referent wertvolle Gedanken mit auf dem Weg. Grundsätzlich ist eine Führungskraft dafür da, Optimismus, Selbstvertrauen und ein klares Ziel mit auf dem Weg zu geben. Unsere Welt findet im Kopf statt, so Hörwick. Die Frage ob Höchstleistungen und Erfolge dabei planbar sind, bejahte der Referent zu 95 % Prozent.
„Gute Führungskräfte bringen ihr Team und ihre Mitarbeiter dazu, die letzten 5 Prozent aus sich herauszuholen – von denen sie bis heute noch gar nicht wissen, dass es sie gibt“, zitierte der Referent dabei Matthias Sammer. Er erinnerte dabei an eine Geschichte als man einmal 6:0 gegen den Hamburger SV gewann und die Medien tags darauf vom neuen Guardiola-Stil schwärmten. Am gleichen Vormittag saßen die beiden Führungskräfte Sammer und Guardiola am Videotisch in der Säbener Straße allein zusammen und analysierten die Fehler des Spiels in den Bayern ein halbes Dutzend an Toren schoss und keine einziges bekam.
Unterschiedliche Charaktere und Talente ergänzen sich, wenn sie gut geführt werden, zeigte Hörwick anhand vieler Bespiele und auch Videosequenzen, die er in seinen rund 90-minütigen Vortrag immer wieder einfließen ließ. Natürlich durfte am Ende auch eine Anekdote aus der legendären Pressekonferenz von Giovanni Trapattoni nicht fehlen. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie stark der Spitzenfußball und die Wirtschaft voneinander lernen können. Bei guten Gesprächen zu einer kleinen Brotzeit nahm sich der Referent am Ende viel Zeit für die Fragen seiner Gäste und Zuhörer.